Geschichte

Eine bewegte Geschichte

Seit fast 70 Jahren begeistert die Volksbühne Alpenland Thiersee das Theaterpublikum aus nah und fern mit Komödien, Lustspielen, Volksstücken und Dramen.

Doch die Geschichte des Theaters in Thiersee lässt sich über 100 Jahre weit zurückverfolgen, denn bereits 1921 wurde von der Volksbühne Landl das Wilderer-Drama „Jeneweins Ende“ aufgeführt.

Da aber die Thierseer Passionsspiele bereits vor über 200 Jahren aufgeführt wurden, ist anzunehmen, dass in der passionsfreien Zeit das ein oder andere Theaterstück gespielt wurde.

1954 erfolgte auf Initiative von Toni Bichler der Zusammenschluss  der Volksbühnen von Landl, Vorderthiersee und Hinterthiersee. Man wählte  den Vereinsnamen „Volksbühne Alpenland Thiersee“ und erhielt am 24. November 1954 von der Bezirkshauptmannschaft Kufstein erstmals die Spielgenehmigung, die mit dem Stück „Das Glück vom Sternhof“ umgesetzt wurde.

In den Anfangsjahren war man viel unterwegs, um die Stücke zur Aufführung zu bringen und diese „Theatertournee“ führte nicht nur in die benachbarten Orte in Österreich und Bayern, sondern auch über die Bezirksgrenzen hinaus bis nach St. Johann und Fritzens. Heute mag es nichts Besonderes sein, denn in knapp 45 Minuten ist man von Thiersee in  Fritzens, doch für die Thierseer Theaterpioniere stellten diese Reisen sicher große Herausforderungen dar. Doch da die Aufführungen überall erfolgreich waren, blieb auch die Theaterbegeisterung erhalten und so wurde 1956 beispielsweise das Stück „Vinzenz in Nöten“ 36-mal  und 1957/58 das Volksstück „Der Kampf um die Heimat“ 53-mal aufgeführt.

Als 1958 der Landesverband der Tiroler Volksbühnen – der Vorgänger des heutigen Theaterbandes Tirol – gegründet wurde, wählte man Toni Bichler zum ersten Landesobmann des neuen Verbandes, was zeigt, welchen Stellenwert die Volksbühne Alpenland damals in der Tiroler Theaterlandschaft genoss.

In den frühen 60er Jahren stellten sich die Thierseer Spieler und Spielerinnen erneut großen Herausforderungen und führten unter anderem das bekannte Stück „Via Mala“ auf. Auch die Zusammenarbeit mit dem Passionsspielverein wurde intensiviert und das Passionsspielhaus wurde zu einer Spielstätte der Volksbühne Alpenland. Dort wurden Aufführungen von „Frau Pilatus“, „Das unheilige Haus“ und „Der Judas von Tirol“ dem Publikum geboten.

Mitte der 60er Jahre erhielt die Volksbühne Alpenland durch den Bau des Seerestaurants eine Heimstätte, die in weiterer Folge im Sommer genutzt wurde, um den Touristen und Touristinnen das Theatererlebnis in Thiersee näherzubringen. Zumeist wurden bis weit in die 80er Jahre hinein jeden Sommer zwei Theaterstücke zur Aufführung gebracht und man erreicht damit oft Zuschauerzahlen von über 200 Personen pro Aufführung.

Das Theaterfieber führte sogar soweit, dass es Darsteller gab, die bei beiden Theaterstücken mitwirkten und nebenbei auch noch eine Rolle bei den Passionsspielen übernommen hatten und somit gleichzeitig bei drei Produktionen tätig waren. Die Zusammenarbeit mit dem Passionsspielverein stellte nach Schwierigkeiten in den 60er Jahren inzwischen einen wesentlichen Punkt in der Geschichte der beiden traditionellen Kulturvereine in Thiersee dar. Das Seerestaurant – im Besitz des Passionsspielvereins – diente der Volksbühne als Spielort, im Passionsspielhaus befand und befindet sich noch heute der Fundus der Volksbühne Alpenland und zahlreiche Darsteller und Darstellerinnen der Thierseer Passion sind gleichzeitig auch Mitwirkende bei Aufführungen der Volksbühne.

Eine Zäsur erlebte die Alpenlandbühne dann in den 90er Jahren. Immer wieder wechselten die Pächter im Seerestaurant und man fühlte sich nicht mehr richtig willkommen. Darüberhinaus sanken die Besucherzahlen ebenso wie die Nächtigungszahlen im Tourismus zurückgingen. Schließlich entschloss sich der Passionsspielverein das Seerestaurant abzureißen und plötzlich stand die Volksbühne Alpenland Thiersee ohne Spielstätte da.